Im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an FLINTA werden auf der Homepage von Claim the Space Interviews mit zehn Gesprächspartner*innen veröffentlicht und dadurch ein Stück Frauen*Bewegungsgeschichte von den 80er Jahren bis heute zusammengetragen werden. Im Wissen, dass feministische Kämpfe (gegen patriarchale Gewalt) nicht erst mit den Mobilisierungen von Claim the Space begannen, sondern im Zusammenhang mit langjährigen Prozessen der Auseinandersetzung stehen, wollten einige Aktivist*innen auch mehr über die Geschichte bisheriger feministischer Praxisformen gegen und Diskussionsprozesse über Femi(ni)zide erfahren. Um die aktuellen Proteste in die bisherige Geschichte feministischer Kämpfe einordnen und Verbindungslinien zeichnen zu können, haben wir uns daher auf die Suche nach Feminist*innen gemacht, die sich schon etwas länger für das Thema interessieren, sich in den letzten Jahrzehnten an Protesten gegen patriarchale Gewalt und Femi(ni)zide im deutschsprachigen Raum engagiert haben und bereit waren, uns davon zu erzählen. Erfreulicherweise konnten wir für diese Serie zehn Feminist*innen für Interviews zum Thema gewinnen. Dafür hatten wir einerseits uns bekannte Personen angefragt, andere wiederum meldeten sich auf einen von uns über Emaillisten verbreiteten Aufruf. Zu unseren Interviewpartner*innen zählten Andrea Brem (Wiener Frauenhäuser), Bettina Zehetner (Frauen beraten Frauen), Maria Rösslhumer (Autonome österreichische Frauenhäuser), Irmtraut Karlsson (Mitbegründerin des 1. Frauenhauses in Wien), Nurcan (Avesta – kurdische Frauen, Frauensolidarität Europa), Ursula Häusler (Wir wollen uns lebend Berlin), Polly und Berta (autonome Aktivist*innen), die lange Zeit in FrauenLesben Kontexten aktiv waren sowie Marta und Susana von Alerta Feminista, die sich zuvor auch bei Ni Una Menos Austria engagiert hatten. Sie geben dabei spannende Einblicke in Aktionismus und Proteste auf der Straße, institutionelle Kämpfe sowie Herausforderungen und Ausblicke auf feministische Praxen. Die Geschichte der Kämpfe gegen patriarchale Gewalt ist enorm vielfältig, so bilden diese Interviews nur spezifische Erfahrungen und Perspektiven ab. Sie sind als Aufruf zu verstehen, diverse Erzählungen hörbar zu machen und sie als Teil der eigenen Geschichte immer wieder zu erinnern.
Die Interviews wurden einerseits für einen kurzen Abschnitt des vom Autor*innenkollektiv Biwi Kefempom verfassten Buchs „Femi(ni)zide. Kollektiv patriarchale Gewalt bekämpfen“, das im März 2023 im Verbrecher Verlag erscheint, herangezogen sowie andererseits für eine dreiteilige Podcast-Serie, die auf dem freien Radiosender Radio Orange (Link https://o94.at/programm/sendereihen/die-spitze-des-eisbergs) Ende 2022 ausgestrahlt wird. Da in beiden Formaten nur kurze Passagen der Interviews veröffentlicht werden können, wollten wir ergänzend längere Ausschnitte auf der CTS Homepage einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen. In diesem Sinne wünschen wir allen viel Spaß beim Lesen und Hören!
An diesem Projekt haben sich Aktivist*innen von Claim the Space in den unterschiedlichs Tätigkeiten eingebracht, u.a. bei der Interviewakquise, Interviewführung, Transkriptionen, Redaktionsarbeiten, Aufbereitung der Interviews für den Blog, Konzipieren, Schneiden und Zusammenfügen der Podcasts, Verfassen des Buchs usw. Ein großer Dank gilt daher sowohl den Interviewpartner*innen als auch allen an der Umsetzung dieses Projekts Beteiligten sowie der finanziellen Unterstützung der MA 57 Stadt Wien.